Erfahrungsbericht zum
USB-Audio-Interface "Behringer UMC204HD"
Vorgeschichte:
Seit langem befasse ich mich mit Audiotechnik mit speziellem
Interesse auf dem Sammeln und der Restauration alter Tonbandgeräte.
Vor vielen Jahren habe ich sogar mal ein Tonbandgerät selbst entwickelt
und gebaut.
Neben dem klassischen Messgerätepark verwende ich auch zunehmend den PC
als Messgerät. Bislang hatte ich ein recht günstiges 16-bit/ 44 kHz-
Interface nebst Mischpult am PC hängen. Für Messzwecke liebäugelte ich
aber schon länger mit einem 24 bit/ 192 kHz-Interface.
Nach ausgiebiger Recherche hat sich für mich das Behringer UMC204HD als
geeignet herauskristallisiert. Wichtig ist, dass die Eingänge direkt
auf den Monitorausgang geroutet werden können (das geht praktisch bei
allen anderen Produkten auch) und dass neben dem Monitorausgang die
D/A-Wandlerausgänge unabhängig zur Verfügung stehen (das ist nach
meinen Erkenntnissen ein Alleinstellungsmerkmal des UMC)
Das Interface habe ich am 4.6.2019 bei einem großen Online-Händler mit
Sitz in Köln gekauft.
Bei Inbetriebnahme musste ich verwundert beobachten, dass die
Aussteurungsanzeige eines nachgeschalteten Gerätes auch ohne Nutzsignal
ausschlug.
Akustisch habe ich kein nennenswertes Rauschen festgestellt, was aber
auch daran liegen mag, dass meine Ohren nicht mehr die besten sind.
Schnell stellte sich heraus, dass an allen vier DAC-Ausgängen (Playback
Outputs 1 bis 4) eine recht starke, hochfrequente Störspannung auftritt.
Leider hatte ich mir mit der Inbetriebnahme zu viel Zeit gelassen, so
dass bei Feststellung des Fehlers keine Rücksendung durch Widerruf mehr
möglich war. Also habe ich das Interface am 29.7.2019 zur Reparatur an
den Händler eingeschickt.
Am 3.8.2019 habe ich das Interface wieder zurück bekommen. Leider war
der Mangel immer noch vorhanden.
Die lapidare Beschreibung der Service-Werkstatt:
"Gerät geprüft, kein Fehler festgestellt. Gerät wurde mit Neuware A/B
verglichen, entspricht den Spezifikationen"
Wie es zu dieser Fehldiagnose kam, kann ich nur spekulieren. Die
Spekulationen behalte ich aber an dieser Stelle lieber für mich.
Mangels Zeit und durch Urlaubsunterbrechung bin ich das Thema erst
wieder einige Wochen später angegangen.
Am 1.10.2019 habe ich das Interface erneut an den Händler gesandt,
diesmal mit folgender ausführlicher Fehlerdokumentation:
Behringer UMC204HD, SN: S181202648BK0
Fehler:
Gerät zeigt an allen DAC-Ausgängen starke Störspannung. Pegel ca.
25 mV RMS.
Alle vier DAC-Ausgänge (Playback Outputs 1 bis 4) zeigen vergleichbare Störspannungen.
Die Störungen sind unabhängig von der Stromversorgung des Interfaces.
Sie treten auch auf, wenn das Interface nicht am PC angeschlossen ist,
sondern über ein USB-Netzteil oder eine Powerbank mit Strom versorgt
wird.
Dokumentation:
Oszillogramm eines 1 kHz-Sinus-Signals (gesampelt mit 96 kHz, 24 bit,
Vollaussteuerung) am
Playback Output 1:
X: 100 mys/div, Y: 500 mV/div
Deutlich ist die Überlagerung des Nutzsignals durch Störungen zu
erkennen.
Die Störungen sind im Vergleich zum Nutzsignal höherfrequent, weshalb
sie akustisch kaum wahrzunehmen sind.
Sie stören aber erheblich nachgeschaltete
Audio-Komponenten.

Frequenzspektrum des 1 kHz Sinussignals:
X: 1 kHz/div, y: 10 dB/div
Die Amplitudenspitzen des Störsignals liegen bei ca. -45 dB, in erster
Näherung ist das der Signal-Rauschabstand.

Ausgangsspannung am Playback Output 1 ohne
Nutzsignal:
X: 5ms/div, Y: 50 mV/div
Mit True-RMS-Voltmeter gemessen beträgt der Effektivwert ca. 25 mV RMS.
Wenn man von einem Pegel bei Vollaussteuerung von 1 V RMS ausgeht,
beträgt der Signal-Rauschabstand 46 dB,
das deckt sich mit den Erkenntnissen aus dem Spektrum des 1
kHz-Signals.

Spektrum der Störspannung am Playback Output 1
ohne Signal:
X: 250 kHz/div, y: 10 dB/div
Das Störspannungsspektrum ist extrem breitbandig (bis in dem
MHz-Bereich)
und weist Maxima und Minima auf. Das deutet darauf hin, dass es sich
dabei nicht
um "normales" Rauschen handelt, sondern möglicherweise andere Ursachen
(z.B. "wildes Schwingen") existieren.

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